Geschichte

Geschichte

Auf den Spuren von Wille Jöud, Bajatz und Basefraa. Seit wann gibt es Fasching in Wargolshausen? Wie entstand der Rosenmontagsumzug und was hat es eigentlich mit dem Wille Jöud auf sich? Der Wille Jöud, ein Symbol für den Fasching in Wargolshausen. So ungewöhnlich diese Figur ist, so viele Fragen wirft sie auf. Woher kommt sie, seit wann gibt es sie und was soll sie darstellen? Spekulationen gibt es verschiedene: Könnte der Name mit „Wilder Jude“ gleichgesetzt werden? Jedenfalls mussten im Mittelalter aufgrund einer Kleiderordnung die Juden eine spitz zulaufende Kopfbedeckung tragen. Der Wille Jöud galt in Wargolshausen als „König der Masken“, als Herr der Straßenfasnacht. Die furchterregende Maske, der große Strohhut, der alte, meist rücklings getragene Mantel und der Kartoffelsack, der über einen Holzknüppel gestülpt mit dem Regenwasser, das sich in den Schlaglöchern der nicht asphaltierten Dorfstraßen getränkt wurde und dann den Kindern nachgeworfen wurde. Da verblassten die anderen Masken dann schon. Egal ob Basefraa, Bajatz, Strohbar oder eine dieser nicht definierbaren Figuren, die aus Kleiderresten aus Großmutters Kleidertruhe entstanden waren. Seit wann der Wille Jöud in Wargolshausen existiert, ist nicht bekannt. Ein Foto aus dem Jahre 1923 zeigt jedenfalls, dass einige dieser Holzmasken zu dieser Zeit vorhanden waren.

Neben der Straßenfasnacht war in Wargolshausen eine gewisse Gruppenbildung erkennbar. Man verkleidete sich, schloss sich mit anderen zusammen und ging in die Häuser. Schon in frühen Jahren war auch im weitesten Sinn ein Umzug erkennbar. Grundlegende Veränderungen erfuhr das närrische Treiben in Wargolshausen mit den Büttenabenden des Gesangsvereins Anfang der 60er Jahre.

Ildefons May, damals schon kein Unbekannter in der Faschingsszene, eine erste Garde und ein paar Büttenredner ließen die Vorläufer zu den späteren Prunksitzungen entstehen. Nach zwei Jahren wurden die Büttenabende nicht fortgesetzt. Gregor Gans erinnerte sich, dass es Ärger gab, weil die Gemeinde durch den Kakao gezogen wurde. Dafür begannen Umzugsaktivitäten. Mitte der 60er Jahre gingen Tambomajor Franz Gans, Gardemädchen und Faschingsnarren auf die Straßen. 1966 wurden dann erste provisorische Wagen gebaut und man zog mit Musik und Trara durch das Dorf.

Die entscheidende Wende kam dann aber, als Wolfgang Sauer und Kilian Miller, unterstützt von tatkräftigen Helfern einen Wagen für den Umzug in Mellrichstadt bauten. Bei einem Gespräch mit dem Mellerschter Präsident und dem Vorstand stand fest: Die MKG kommt am Rosenmontag nach Wargolshausen. Nun galt es in weniger als 24 Stunden den Umzug vorzubereiten. Musikalische Unterstützung bot die Stadtkapelle Mellrichstadt. Und wenngleich einiges organisiert werden musste, erlebte Wargolshausen die Geburtsstunde des Rosenmontagsumzugs.

Am 9. Januar 1968 wurde die Wargolshäuser Karnevalsgesellschaft WA-KA-GE gegründet. 58 Faschingsfreunde waren der Einladung gefolgt. Gewählt wurden Vorstand Wolfgang Sauer, 1. Präsident Herbert Rumbler, Vizepräsident Heinrich Kirchner, Schriftführer Edgar Müller, Kassenleiter Leo Friedrich mit den Hilfskassierern Walter Gans und Gerd Gungl.

Der erste Elferat, der Vorstandschaft und Präsidium unterstützte, bestand aus Josef May, Richard Kirchner, Kilian Miller, Erich Büttner, Alois Reinhard, Manfred Then, Klaus Scherl, Oskar Leicht, Arno Büttner, Günther Hochrein und Josef Müller.

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Josef May sollte überhaupt der Mann werden, der dem Verein Profil gab. Er übernahm nicht nur im Jahre 1969 den Vorsitz, er prägte auch bis zu seiner schweren Krankheit im Jahre 1990 die Wa-Ka-Ge. In seiner mehr als 20jährigen Zeit als 1. Gesellschaftspräsident wurde die Wagenbauhalle gebaut und der Grillplatz angelegt. Unzählige ehrenamtliche Helferstunden wurden von ihm geleistet.

Josef May

Doch zurück zu den Anfangen der Wa-Ka-Ge. Bereits am 28.1.1968 fand die erste Prunksitzung der WaKaGe statt. Nicht nur eine Garde, sondern auch ein Prinzenpaar hatte der junge Verein in diesem Jahr aufzuweisen. Prinzessin Helmtrud und Prinz Manfred regierten im ersten Vereinsjahr die Narrenschar.

1969 gab es beim Rosenmontagsumzug bereits 16 Gaudifahrzeuge alleine aus Wargolshausen. Mit den Wagen aus Mellrichstadt und Bad Neustadt präsentierten sich am Rosenmontag 33 Gaudifahrzeuge in der Gemeinde. Die Wargolshäuser Wagen wurden durch die Hände von Liselotte Rumbler und später durch Helga Gans zu kleinen Kunstwerken. Es nahmen nicht nur die Besucher zu, auch die Zugteilnehmer wurden Jahr für Jahr mehr. Heute ist Wargolshausen am Rosenmontag das Zentrum der Narren. Über 5000 Besucher, mehr als 100 Gaudifahrzeuge und Faschingsparty ohne Ende prägen das Bild.

Die ersten Prunksitzungen fanden im Werner-Saal statt. Doch dieser wurde schnell zu klein und die WaKaGe musste nach Saal und Hollstadt ausweichen. So war die Freude groß, als 1976 das Gästehaus entsprechend umgebaut wurde.

Die Prunksitzungen, die nach Herbert Rumbler, dann von Heinz Pecat und von 1981 bis 2011 von Robert Gans geleitet wurden, prägten von Anfang an das Vereinsleben. Gardemädchen, Männerballett und Büttenredner sorgen bis heute für stimmungsvolle Prunksitzungen. Jochen Gans, der nach 30 Jahren die Nachfolge seines Vaters antrat, eröffnet bis heute die Prunksitzungen mit einem dreifach-kräftigem He-Lau!

1. Gesellschaftspräsident der Wa-Ka-Ge ist seit 2005 Marco Wicht. Er hat wesentlich dazu beigetragen, Präsidium und Elferrat zu verjüngen und in die nächste Generation zu führen. Neben den Schau- und Gardetanzturnieren wurde von ihm die „Fränkische Partynacht“ am Faschingssamstag eingeführt. Ein bunter Mix aus Tanzauftritten, Sketch- und Büttenvorträgen haben eine attraktive Veranstaltung entstehen lassen, bei der bereits dreimal der fränkische Kabarettist Michl Müller zu Gast war.